Mittwoch, 27. Juli 2022

Total von der Rolle

Seit einem knappen halben Jahr hatte ich mich mit dem Gedanken auseinandergesetzt, ein neues Auto zu kaufen. Vor etwa acht Wochen machte ich schliesslich eine Testfahrt mit einem möglichen Modell, welches mir allerdings nicht zusagte. Zwei Wochen später folgte eine Testfahrt mit einem anderen Modell, da ich ernsthafter in Betracht zog. Ganz überzeugen konnte es mich jedoch nicht. Nach diesem Termin überlegte ich mir immer wieder, ob ich eine eher positive oder eher negative Rückmeldung geben soll. Ich war hin- und hergerissen. Einerseits gefiel mir das Auto und es war preislich attraktiv. Andererseits erfüllte es zwei Kriterien, welche mir wichtig waren. Zudem gab es ein drittes Kriterium, von dem ich noch nicht wusste, ob es - technisch - erfüllt werden konnte. Schlussendlich gab ich eine eher zögerliche Rückmeldung mit einem "ja, wenn ... möglich ist". Der Händler schlug vor, dass das zu testen, weshalb ich wenige Tage später für eine Abklärung hinging. Abgesehen davon, dass jener Punkt nur teilweise erfüllt war, wuchs bei diesem Termin mein innerer Wiederstand. Ich spürte, dass ich mit diesem Auto längerfristig nicht glücklick würde.

Gleich darauf fuhr ich zur Garage, wo jeweils mein jetziges Auto im Service war und schaute mich dort zunächst ein wenig um. Als der anwesende Mitarbeiter (er ist vom Verkauf) frei wurde, äusserte ich mein Anliegen, welches Automodell mich am meisten interessierte und was ich gerne ausprobieren möchte. Es stellte sich heraus, dass die Ausgangslage die gleiche war wie beim anderen Auto. Abgesehen davon, war entsprach das Auto meinen Wünschen. Anschliessend machte ich noch eine Testfahrt, welche den schon guten Eindruck verstärkte. Ein weiterer Punkt, den ich auf dem Infoblatt des Auto sah, liess meine Begeisterung noch weiter steigen. Beim anschliessenden Gespräch bezüglich einer Offerte war ich überrascht, dass er gleich von Leasing ausging und er war sichtlich überrascht, als ich von Barkauf sprach. Offenbar ist es heute nicht mehr 'normal', wenn man ein Auto kaufen will.

Wie auch immer, die vermeintlichen Vorrteile des Leasing - kombiniert mit einem Dienstleistungspaket - und meine prinzipielle Abneigung gegen Leasing machten mir anschliessend schwer zu schaffen. Wieder war ich tagelang am Überlegen, wie ich mich zurückmelden soll. Auch wegen der Wahl der abzuschliessenden Versicherung. Ich machte eine Zusammenstellung über die Gesamtkosten während drei Jahren, konnte mich aber nicht entscheiden. Bei einem Telefongespräch mit dem Verkläufer wurde ich informiert, dass ein längeres Leasing sinnvoller sei, falls ich bereits wisse, dass ich das Auto länger nutzen möchte und er nannte mir die Rate für vier Jahre. Diese nahm ich wiederum in meine Berechnung auf. Nach wie vor hatte ich aber meine Bedenken.

Irgendwann wurde ich konkret um einen baldigen Entscheid gebeten, weil sich ein anderer Kunde ebenfalls für das Auto interessiere. Der zeitliche Druck belastete mich zusätzlich. Ich war innerlich aufgewühlt und konnte kaum auf etwas anderes konzentrieren. Zwei Tage später gab ich mein ok für das Leasing bzw. vorerst für die erforderliche Bonitätsabklärung. Es stellte sich dann heraus, dass ich die Rate für das vierjährige Leasing zuvor falsch notiert hatte. Dennoch unterzeichnete ich am Abend die Bonitätsabklärung und schickte diese per E-Mail zurück. Tags darauf erhielt ich bereits den Leasingvertrag. Erneut zögerte ich, ob ich diesen wirklich unterschreiben soll. Den entscheidenden Ausschlag gaben schliesslich die für den Leasingnehmer unvorteilhaften Allgemeinen Bedingungen bzw. ein Teil davon. Mit diesen konnte und wollte ich mich nicht einverstanden erklären. Am vorgangenen Samstag ging ich schliesslich zur Garage und erklärte dem stellvertretenden Verkäufer, dass ich das Auto doch lieber kaufen will. Er reagierte erstaunlich gelassen über meinen Entscheid. Den Kaufvertrag unterschrieben wir dann gleich und inzwischen habe ich auch das Geld von der Bank überweisen lassen.

Ich bin äusserst erleichtert, dass die Angelegenheit jetzt vom Tisch ist - mit Ausnahme der noch anstehenden Fahrzeugübergabe. Es ist mir im wahrsten Sinne des Wortes "ein Stein vom Herzen gefallen".

Donnerstag, 21. Juli 2022

Hitzeschock versus Kältestarre

Meinen Arbeitsplatz habe ich im Untergeschoss eines Hauses. Das hat derzeit im Prinzip einen entscheidenden Vorteil, nämlich dass es selbst am Tag nicht extrem warm wird. Zusätzlich haben wir eine Klimaanlage, die in der Nacht automatisch für ein paar Stunden aktiviert wird. Beides stellt aber auf mich bezogen auch einen Nachteil dar. Ich komme unten darauf zurück.

Trotz den kühlen Arbeitsbedingungen leide ich aufgrund der derzeit herrschenden, sehr hohen Temperaturen:
Einerseits immer dann eine Art Schock, wenn ich aus dem Büro komme und ins Auto einsteige. Die Klimaautomatik hilft zwar, dass es erträglicher wird, es dauert aber einige Zeit, bis diese ihre Wirkung entfalten kann. Gerade am Abend kann zudem die Sonneneinstrahlung durch die Fensterscheiben noch sehr intensiv sein und als Fahrer kann man ja nicht einfach die Seiten- oder gar die Frontscheibe abdecken.
Der zweite Leidensgrund ist meine Wohnung, die sich im direkt unter dem Flachdach befindet. Dort wird es während solcher Hitzetage enorm heiss. (Die Klimaanlage unseres Büros wäre dort wesentlich nützlicher.) Im Allgemeinen habe ich dort selbst abends um 22:00 noch eine sehr hohe Temperatur. Wenn kaum Wind vorhanden ist, bringt das Querlüften auch fast nichts. Zudem verbleibt die Wärme zu einem gewissen Teil in den (Beton-)Mauern.
Da ich sehr lärmempfindlich bin, kann und will ich nachts das Fenster nicht offen lassen. Das führt nach ein paar Minuten im Bett unweigerlich dazu führt, dass ich wegen der immer noch vorhandenen Wärme kaum einschlafen kann. Da ich allein wohne, lasse ich immerhin die Schlafzimmertüre und bis zu 3 Fenster in anderen Räumen offen, wodurch wenigsten ein bisschen (kühle) Luftzufuhr möglich ist. Nur in sehr seltenen Fällen ziehe ich es vor, zusätzlich das Fenster im Schlafzimmer schräg zu stellen - zu Lasten allfälliger Lärmbelastung. Dies kommt aber nur an Wochentagen, an denen ich morgens früh aufstehen muss, in Frage.

Nun nochmals zur Klimaanlage bzw. den Temperaturen in unserem Büro:
Von der Kollegin wird die Klimaanlage in diesen Tagen meistens im Verlauf des Nachmittags manuell eingeschaltet. Das ist mir zwar nicht sympathisch, weil ich dann immer nach ein paar Minuten zu kalt habe. Aber ich verzichte jeweils - um des Friedens willen - auf einen Einwand. Anders gesagt setze ich meine Bedürfnisse nicht durch und ordne mich unter. Psychisch gesehen ist das ein moralisches Dilemma.
Im Winter ist die Situation für mich noch schlimmer. Die 'Bürotüre' ist gleichzeitig die Türe nach draussen. Diese ist (fast) immer mindestens einen Spalt breit geöffnet. Offenbar stört sich meine Kollegin, deren Arbeitsplatz näher daran ist, kaum darüber. Mich stört das jedoch sehr. Ich friere jeweils während des ganzen Arbeitstags - am liebsten würde ich mich unter eine Decke verkriechen oder eine dicke Jacke anziehen. Beides ist aber während der Arbeit unpraktisch.  Da der Chef tiefe Temperaturen stark bevorzugt, will ich mich bei Ihm nicht beklagen. Das ist ein weiteres Dilemma.
Ehrlich gesagt hatte ich mir schon überlegt, deswegen zu kündigen und einen anderen Job zu suchen. Da ich aber bei anderen Arbeitgebern auch schon mit ähnlichen Konflikten (innerlich) zu kämpfen hatte, ist meine Hoffnung gering, dass ich etwas passendes finden würde.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass meine Wohlfühltemperatur in einem sehr engen Bereich liegt. Darüber fühle ich mich nicht wohl, darunter aber auch nicht.

Mittwoch, 13. Juli 2022

Nicht entscheidungsfreudig

Heute habe ich mich mit jemandem getroffen und dabei haben wir unter anderem über etwas gesprochen, was mit jemand anderem bereits zu einem früheren Zeitpunkt als Frage im Raum stand. Es ging darum, ob eine Software (weiterhin) als Abo bezahlt werden soll oder dieses gekündigt werden soll. Und falls letzteres, ob die Software mit einer Nicht-Abo-Variante ersetzt werden soll.

Aber wie schon zum früheren Zeitpunkt empfand ich, dass es nicht an mir liegt, 
einen Entscheid zu fällen. Dies insbesondere darum nicht, weil ich mit dem betreffenden Computer - auf dem die Software läuft - nicht selbst arbeite. Die andere Person fand jedoch, dass ich entscheiden sollte, weil ich doch verantwortlich sei. Aber das stimmt eben höchstens, was die technische Seite anbelangt, nicht jedoch was die finanzielle Seite betrifft.

Montag, 11. Juli 2022

Kurzfristiger Nervenzusammenbruch

An einem Morgen in der letzten Woche habe ich mir beim Einsteigen ins Auto den Kopf an der oberen Kante bei der Türe angeschlagen. Der eigentliche Schmerz wäre gar nicht sehr schlimm gewesen. Dennoch war ich anschliessend einen Moment lang völlig von der Rolle, weil ich in der Nacht kaum geschlafen hatte und ich mich auch wegen anderen Gründen psychisch schon vorher nicht gut gefühlt hatte. Ich konnte dann meine Tränen nicht zurückhalten und habe etwa zwei Minuten einfach nur geheult.

Erst danach war ich einigermassen in der Lage, das Auto zu starten und loszufahren. Verkehrssicherheitstechnisch hätte ich die Abfahrt besser noch um weitere 30-60 Minuten verzögern sollen. Da ich aber schon sehr spät dran war für zur Arbeit, wollte ich das nicht. So guckte ich während den ersten paar Metern noch ein wenig wie durch starken Regen oder Nebel, bis meine Augen wieder einen klar Blick hatten.

Die Stelle des Anstosses am Kopf spüre ich jetzt noch. Aber erstaunlicherweise hatte sich entgegen meiner Befürchtung weder eine Beule noch ein blauer Fleck gebildet. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich irgendwann im Zusammenhang mit schreienden Kindern gelesen oder gehört, dass durch das Schreien/Weinen nicht nur die unmittelbaren Schmerzen gelindert werden können, sondern auch ein positiver Einfluss auf die nachträgliche Heilung von Verletzungen möglich ist. - Wer weiss, vielleicht hat mir also das Heulen tatsächlich körperlich ein wenig geholfen.

Freitag, 1. Juli 2022

Verzögerte Überlegungen zu einer Frage

Gestern - bzw. in anbetracht der Uhrzeit bereits vorgestern - hatte meine Arbeitskollegin ein kleines technisches Problem am Computer und stellte mir dazu eine Frage. Weil ich gedanklich noch bei etwas ganz Anderem war und weil ihre Frage etwas betraf, das ich selten brauche, konnte ich mich nicht gut genug (und vor allem nicht schnell genug) in die Situation hineindenken, um ihr eine treffende Antwort zu geben. Als sie mir wegen meiner zögerlichen Reaktion etwas generft eine andere Frage stellte, gab ich ihr darauf zwar eine Antwort, welche ihr Problem aber nicht löste bzw. ich verwirrte sie mit meiner Antwort noch mehr, als sie es ohnehin schon war. Dies weil ihre Frage - und das wusste ich - eigentlich gar keinen direkten Zusammenhang mit Ihrer ersten Frage hatte. Bildlich gesprochen warf sie Tomaten und Äpfel in den gleichen Topf. Genau darum war mir auch nach wie vor eigentlich nicht klar, warum sie mir die erste Frage überhaupt gestellt hatte bzw. warum Sie bei der konkreten Ausgangslage ein Problem hatte. Ich gab ihr dann noch einen Hinweis in die entscheidende Richtung, weiss aber nicht, ob sie diesem noch nachging.

Erst am Abend, als ich alleine Zuhause am Verräumen gewaschener Kleider war, ging mir die Angelegenheit wieder durch den Kopf und mir wurde schliesslich bewusst, was meine Kollegin offensichtlich falsch gemacht hatte bzw. wo ihr Überlegungsfehler lag. Am Morgen sprach ich meinen Chef darauf an, weil meine Kollegin ohnehin vorhatte, ihn zu Fragen. Ob sie ihn wirklich noch gefragt hat, weiss ich nicht. Vielleicht hat mein Chef auch von sich aus ihr eine kurze Info per E-Mail gesendet, was eine Frage Ihrerseits erübrigte.

Wie auch immer: Meine Reaktion ist typisch für Personen, die wie ich introvertiert sind. Wir müssen Probleme zuerst mal für uns selber durchdenken, bevor wir eine brauchbare Rückmeldung geben können.