Schon kurz vor dem Start des Studiums (siehe Teil 1 des Quartalsrückblicks) erkannte ich, dass die zeitliche Belastung durch das Lernen sehr hoch sein würde. Allein schon der Umfang der beschafften Literatur fühlte sich für mich an, als müsste ich mir das Wissen von 20-30 Jahren innerhalb von weniger als 6 Monaten aneignen. Der erste zwei Studientage (jeweils an einem Samstag) bekräftigten dieses Gefühl zusätzlich. Ich fühlte mich am Abend jeweils wie gerädert, fühlte mich aber auch dazu gedrängt, das besprochene weiter anzuschauen und zu vertiefen. Dass ich wegen meinem Arbeitspensum wochentags kaum Zeit hatte, etwas zu lernen, brachte mich immer mehr in Rückstand, obschon ich versuchte, möglichst alles zu erledigen.
Im weiteren Studiumsverlauf führten Gruppenarbeiten oft zu Schwierigkeiten und zu Frustrationen meinerseits. Manche Anfragen der Kollegen sah ich nicht rechtzeitig oder ich versäumte es, mich bei den anderen zu melden, weil ich beruflich auch sehr am Limit lief. So war es eine unvermeidbare Folge, dass ich wenig zu Gruppenarbeiten beitragen konnte oder - in einem Fall - das Meiste eigenständig erledigte, weil die Teamkollegin kein fachliches Vorwissen hatte, deshalb nicht viel beitragen konnte und ich trotzdem die geforderten Abgaben einreichen wollte.
Etwa zwei Monate nach Beginn des Studiums konnte ich mein Arbeitspensum auf 80 % reduzieren. Meine Hoffnung, dadurch mehr fürs Studium machen zu können, erfüllte sich nur teilweise. Wegen häufiger und lange andauernder Migräne war ich oft an meinem freien Tag nicht fit genug, um mich mit den Studienthemen auseinander zu setzen oder ich musste das Lernen vorzeitig abbrechen, weil mir total übel geworden war und ich nicht länger in den Bildschirm schauen konnte. Insgesamt war die Situation überhaupt nicht zufriedenstellend und meine Motivation liess zusehends nach. Zum Jahresende war ich am Nullpunkt angelangt und hatte sämtliche innere Kraft verloren und gab schliesslich auf.
Der Hauptgrund dafür, dass ich das Studium nicht schon früher aufgab, war der Aspekt, dass dieses ein mittelfristiges Ziel darstellte, für das es sich - im Grunde genommen - zu kämpfen lohnte. Dieses Ziel fehlt nun und deshalb trat wieder die Leere und Mutlosigkeit in mein Leben, welche ich schon Ende des letzten Jahres verspürt hatte.
Die Probleme zwischen meiner Arbeitskollegin und mir waren zeitweilig in den Hintergrund gerückt, weil uns eine gewisse Skepsis gegenüber den angekündigten Änderungen verband. Wir waren quasi gemeinsame Widerstandskämpfer gegen all das, was neu auf uns zukam. Der Schein trügte jedoch und so traten nach der jeweiligen Angewöhnung an eine Neuerung die zwischenmenschlichen Schwierigkeiten wieder in den Vordergrund.
Was die Beziehung zum Chef anbelangt bewege ich mich bis heute in einem Graubereich. Einerseits wirkt er stets fröhlich und hilfsbereit und ich freue mich, wenn er jeweils zu uns kommt. Andererseits habe ich manchmal das Gefühl, dass er seine wahren Gedanken verschweigt. Dieses Gefühl zeigte sich vor allem beim Mitarbeitergespräch im Anschluss an den in Teil 1 des Rückblicks erwähnten Konflikt. Aber auch sonst scheint es mir manchmal, dass er nicht alles sagt, was er denkt. Um es bildlich auszudrücken, vergleiche ich ihn mal mit einer Hauskatze: Diese sind meistens niedlich und nett, können einen aber unvermittelt mit ihren Krallen verletzen, wenn man nicht genügend aufpasst. In einem solchen Moment können Sie ohne grosse Vorwarnung zur Wildkatze werden. Ich hoffe, dass meine Einschätzung zum Chef nicht ganz so zutrifft, bin aber doch lieber etwas vorsichtig.
Nachdem ich die Zusage für die neue Stelle erhalten hatte, war ich erleichtert. Gleichzeitig verspürte ich eine leichte Angst. - Werden sich meine Erwartungen und Hoffnungen erfüllen? Ich wünsche mir natürlich sehr, dass der 'Neuanfang' gut gelingt und ich nicht schon kurze Zeit später merken muss, dass ich "vom Regen in die Traufe" gelangt bin. Wissen kann ich das aber erst, wenn es soweit ist.
Dass ich inzwischen das Studium aufgegeben habe, teile ich dem zukünftigen Vorgesetzten erst bei Antritt der Stelle mit. Es hätte ohnehin keinen direkten Einfluss. Im Gegenteil, durch die wegfallende Belastung in der Freizeit wird es mir leichter fallen, mich konzentriert und aufnahmebereit einarbeiten zu können.
Das auch für die neue Stelle beantragte Pensum von 80 % werde ich fürs Erste beibehalten. Ob ich später eine Erhöhung beantragen werde, weiss ich nicht. Falls ja, am ehesten aus finanziellen Gründen. Da ich allgemein zu nicht angeordneten Überstunden am Abend neige, möchte ich ungern am fünften Tag der Woche wieder arbeiten müssen. Während den vergangenen drei Jahren hat sich oft genug gezeigt, dass diese Ausgangslage schlecht ist und private Erledigungen zu oft darunter leiden müssen. Durch das begonnenen und nun abgebrochene Studium wurde mir verstärkt klar, dass ich die Gesundheit nicht wegen der Arbeit und anderen Verpflichtungen ausser Acht lassen darf. Ob und wie ich es schaffe, dies in der nächsten Zukunft im Auge zu behalten, wird sich zeigen.