Mittwoch, 2. November 2022

Zickenkrieg

Letzte Woche gab es zwischen meiner Arbeitskollegin und mir eine kurze und eher unterschwellige Auseinandersetzung.

Es begann indirekt mit einem E-Mail, das von extern reinkam. Sie übernahm dessen Bearbeitung. Ich schaute die Nachricht nur kurz an, war aber überrascht was die Anfrage anbelangte, weil mir der darin erwähnter Personenname etwas sagte. Etwas später stellte meine Kollegin eine Frage in die Runde, welche vom Chef beantwortet wurde, worauf Sie etwas erwiderte, was ich zuvor schon vermutet hatte. Eine kurze Suche in den Notizen gab mir die Bestätigung und ich sagte, dass ich den per E-Mail gestellten Auftrag bereits Anfang Monat aufgrund eines Telefonanrufes erledigt hatte. Im Prinzip hätte das ganze damit erledigt sein können.

Meine Kollegin kritisierte nach meiner Aussage die telefonische Bearbeitung und dass es schriftlich festgehalten sei. Der Chef sagte dann zwar auch, dass das sinnvollerweise hätte schriftlich erfolgen sollen, jedoch in Bezug auf den Auftrag selbst bzw. die Auftraggeberseite. Er machte mir keinen direkten Vorwurf, dass ich die Änderung aufgrund des Telefonanrufs erledigt hatte. Dennoch versprach ich, in Zukunft solche Anfragen nicht mehr mündlich entgegen zu nehmen. Daraufhin gab es einen kurzen Wortwechsel, der mit einem weiteren Vorwurf meiner Kollegin endete, wir würden zuwenig miteinander Reden. Darauf gehe ich unten nochmals ein.
Nach kurzer Überlegungszeit wies ich meine Kollegin noch auf die Notizen hin in dem Sinne, dass es dort schriftlich notiert sei und ich auch erst habe nachschauen müssen (was sie genauso hätte machen können). Darauf gab sie eine - aus meiner Sicht - absolut dämliche und völlig unsachliche Erwiderung. Ich liess es dabei bewenden und verzichtete auf einen weiteren Kommentar, da ich dachte, ein solcher hätte die Verstimmung meiner Kollegin nur noch mehr verstärkt. - Aber wer weiss, vielleicht lag ich falsch, vielleicht hätte sie das lieber weiter ausdiskutiert. Aber das hätte ich nicht gewollt. Ich hasse derartige Auseinandersetzungen, vor allem wenn sie in persönliche Angriffe ausarten, die überhaupt nichts mehr mit der Sache zu tun haben. Ich fand nicht nur stossend, was sie sagte, sondern vor allem der Ton, in dem sie es sagte.

Nach dem Mittag fiel mir auf, dass meine Kollegin ohne den sonst üblichen Gruss ins Büro kam. Offensichtlich war sie immer noch verärgert. Ich verzichtete ebenfalls auf eine Begrüssung, allerdings nur, weil ich nicht wusste, wie sie es andernfalls aufgefasst hätte. Am Abend verabschiedeten wir uns wieder normal, wobei ich spürte, dass Sie immer noch schlecht gelaunt war. Diesen Eindruck hatte ich auch noch am nächsten Morgen, im weiteren Verlauf des Tages normalisierte es sich allmählich.

An sich würde ich weder meine Kollegin noch mich als "Zicke" bezeichnen, objektiv betrachtet könnte unser Wortgefecht aber sehr wohl als Teil eines "Zickenkriegs" ansehen, daher habe ich diesen Titel gewählt.

Nun nochmals zum oben erwähnten Vorwurf, dass wir nicht miteinander reden: In dieser Hinsicht hat meine Kollegin schon recht. Ich rede vielfach nur dann, wenn ich etwas gefragt werde, wenn ich jemanden etwas fragen muss oder wenn es für mich offensichtlich ist - wie es im vorliegenden Fall war - dass ich auf etwas hinweisen muss, was die andere Person nicht wissen kann. Unser Chef redet auch nicht sehr viel, was ich im Allgemeinen schätze. Es gibt aber vereinzelt Situationen, in denen ich ebendies als Schwäche sehe.
Im Übrigen fand ich es recht seltsam, dass meine Kollegin den Vorwurf machte, kurz nachdem sie die telefonische Erledigung eines Auftrags kritisiert hatte. Das kam für mich rüber wie ein Widerspruch in sich.

Noch etwas punkto reden: Smalltalk liegt mir generell nicht und ich habe auch sonst kein grosses Bedürfnis, mich über irgendwas auszutauschen. So finde ich es absolut überflüssig, sich z.B. über das vergangene/kommende Wochenende, irgendwelche Sportanlässe, die neusten politischen Ereignisse in der Welt oder sonstigen "Bullshit" auszutauschen, sofern es nicht im weitesten Sinn um Weiterbildung geht. Ebenfalls finde ich es total blöd, wenn jemand mir seinen gesamten Tagesablauf schildert oder von mir erwartet, dass ich erzähle, was ich so den ganzen Tag lang mache bzw. gemacht habe. Mir erschliesst sich der Zweck solcher Gespräche einfach nicht.
Dieses fehlende Redebedürfnis ist etwas, was nichtautistische Personen (besonders Extrovertierte) an autistischen Personen (von denen die meisten introvertiert sind) häufig nicht verstehen können. 

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