Sonntag, 2. Oktober 2022

Verstärkt depressive Phase und morbide Gedanken

In letzter Zeit fühle ich mich noch schlechter als sonst. Seit ich vor einem knappen Monat nach einer vermutlichen Covid-19-Infektion (vermutlich während der im letzten Post erwähnten Reise) über mehrere Tage allgemein etwas angeschlagen war, ist meine ohnehin schon tiefe Arbeits- und Lebensmotivation auf einem Tiefpunkt angelangt. Jeden Morgen würde ich am lieber im Bett bleiben anstatt aufstehen zu müssen. Da ich aber genau weiss, dass ich ohne zur Arbeit zu fahren bald mal meinen Job verlöre und in Folge das Einkommen ausbliebe, überwinde ich mich eben jeweils doch, aufzustehen und etwas später zur Arbeit zu fahren.

Ich weiss eigentlich selbst nicht recht warum, aber bei jeder Arbeitsstelle löscht es mir nach knapp zwei Jahren jeweils derart ab, dass ich einfach nicht mehr mag. An diesem Punkt bin ich jetzt eben wieder angelangt und ich weiss noch nicht, wie oder ob ich da wieder herauskommen soll, ohne einen erneuten Wechsel der Arbeitsstelle. Im Grunde genommen Wünsche ich mir zwar nichts sehnlicher, als Stabilität und Sicherheit. In Bezug auf die Arbeitsstelle(n) scheitere ich aber immer wieder von Neuem.

Wenn mir jemand morgen eine Tablette überreichen würde, mit der die Lebensfunktionen meines Körpers in wenigen Minuten/Stunden beendet würden, wäre ich nicht abgeneigt, diese anzunehmen. Dass ich die Tablette dann tatsächlich gleich schlucken würde, ist allerdings zweifelhaft. Eher würde ich sie bei mir behalten für einen Zeitpunkt, zu dem ich wirklich total frustriert und verzweifelt bin - also quasi für den 'Notfall'.



Nachfolgend ein paar Begebenheiten aus meiner Vergangenheit - das passt gerade zum Thema der obigen Zeilen.

Als ich im Kindergarten war, starb meine Grossmutter in einem Fluss, in den sie sich selbst begeben hatte. Dieses Ereignis, und vor allem die konkreten Umstände in dem Zusammenhang, führten bei mir zu einer posttraumatischen Belastungsstörung, von der ich bis heute nicht vollumfänglich losgekommen bin, auch wenn meine Grossmutter mittlerweile sicher ohnehin gestorben wäre.
Seit jenem Tag habe ich mir x-mal überlegt, ob die Variante des in einen Fluss Springens für mich vielleicht auch in Frage käme, zumal ich keine besonders gute Schwimmerin bin. Es könnte aber ebenso gut sein, dass - einmal im Wasser - mein intuitiver Überlebenswille derart stark würde, dass ich mich mit aller Kraft doch wieder irgendwo ans Ufer retten könnte.

An einer anderen, möglichen Todesvariante bin ich im übertragenen Sinn bereits einmal gescheitert. Als Teenager auf der Terrasse im obersten Stockwerk eines Hochhauses stehend, betete ich zu Gott und flehte ihn an, er solle bitte dafür sorgen, dass die folgenden zwei Wochen für mich nicht so schlecht werden würden, wie ich befürchtete, sonst stürzte ich mich am Ende der zwei Wochen von ebendieser Terrasse in die Tiefe. In gewisser Weise wusste ich zwar, dass ich mir punkto Ausführung dieser 'Drohung' selbst nicht zu 100% sicher war, u.a. weil ich befürchtete, unten 'nur' schwer verletzt und nicht tot anzukommen. So oder so war ich extrem betrübt, unglücklich und zutiefst verzweifelt, weshalb unbedingt wollte, dass Gott meinen Wunsch ernst nehmen würde. Interessanterweise wurden die zwei Wochen dann in der Tat ausserordentlich angenehm für mich. Ich kann sogar mit gutem Gewissen sagen, dass es zwei der besten Wochen meines Lebens wurden.
Dieses Erlebnis wühlte mich im Nachgang innerlich sehr auf. Mehr als zuvor war ich überzeugt davon, dass es Gott tatsächlich gibt und er uns helfen kann, wenn wir Hilfe ernsthaft benötigen, und zwar nicht einfach nur in gefährlichen Situationen in Form eines Schutzengels, sondern eben auch in tiefster persönlicher Not.
Leider konnte ich seither kein derart klares Zeichen mehr erkennen und meine Zweifel an Gottes Existenz - und vor allem an seinem Eingreifen ins menschliche Leben - sind danach wieder gestiegen. Es gab in der Zwischenzeit mehr als eine Situation, bezüglich der ich mich nachträglich wunderte, warum mich Gott nicht vor etwas beschützt bzw. verschont hat. ... Ja, wir Menschen haben einen eigenen Willen und Gott lässt uns diesen eigenen Willen; er zwingt uns zu nichts. Aber manchmal wäre es eben doch besser, wenn Gott sich zu unserem Schutz und in guter Vorhersehung über unseren Willen hinwegsetzen würde, damit wir nicht nachträglich die schwerwiegenden und mitunter schmerzlichen Konsequenzen einer Aktion oder Nicht-Aktion tragen müssten.

Wenn ich jeweils mit dem Zug zwischen meiner Wohnung und dem Arbeitsort pendelte, stand ich ab und zu sehr nahe an den Rand des Perrons und zog in Betracht, den entscheidenden letzten Schritt hinunter aufs Gleis zu nehmen, wenn gerade ein Schnellzug kurz vor der Durchfahrt war. Immer wieder hatte ich aber Skrupel davor bzw wollte nicht, dass nur meinetwegen der Zugverkehr auf dem betreffenden Gleis und vielleicht im gesamten Bahnhof zum Erliegen kam. So verzichtete ich den immer wieder darauf. Nicht zuletzt war auch da immer wieder meine Befürchtung gross, ich würde durch den Zusammenprall mit dem Zug nicht sterben sondern würde später schwer verletzt in einem Krankenhaus aufwachen und müsste mich gegenüber verschiedensten Leuten die Frage beantworten, warum ich das getan hätte.

Vor wenigen Jahren kaufte ich mir in einem Waffengeschäft zwei Pistolen. Offiziell machte ich das wegen meiner Absicht, einem Schützenverein beizutreten und - hoffentlich - hohe Punktergebnisse beim Schiessen zu erzielen. So fuhr ich nach dem Waffenkauf auch tatsächlich mehr als einmal zum wöchentlichen Treffen der Pistolenschützen bzw. zum Schützenhaus. Meine Ergebnisse beim Schiessen waren zwar nicht grottenschlecht aber auch nicht so gut, als dass es für mich Sinn gemacht hätte, an den Wettkämpfen teilzunehmen. Irgendwann ging ich kaum mehr hin. Etwas später kam der Lockdown wegen Covid-19 und danach waren wochenlang keine Vereinstreffen mehr erlaubt. Aber auch seit diese Treffen wieder möglich sind, war ich bis heute nicht mehr dort.
Der Grund, warum ich das erwähne, hat aber mit dem Vereinsleben oder Covid-19 keinen Zusammenhang, sondern mit dem Waffenkauf als solches. Im Grunde genommen kaufte ich mir die Waffen nämlich mit einem anderen Hintergrundgedanken: Sie würden mir in gegebener Situation einen Suizid ermöglichen. Es ist allgemein bekannt, dass ein Schutz in den Kopf mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zum Tod führt. Auch da gibt es logischerweise ein Restrisiko: Das Gehirn könnte nach der Schussabgabe stark geschädigt sein, ohne dass man tatsächlich tot ist. Je nach dem, welche Hirnregion(en) beschädigt würde(n), hätte dies einen Einfluss darauf, wie bewusst man sein eigenes Umfeld bzw. sein  Leben noch wahrnehmen würde. Aber egal wie es ausgehen würde, man wäre danach sicher nicht mehr die gleiche Person wie zuvor.

Ist die Methode, sich mit einer Pistole töten zu wollen, letztlich besser als die ganz oben erwähnte Methode mithilfe einer Tablette??? Ich weiss es nicht und vermutlich auch sonst niemand. Allerdings weiss ich, dass es sehr schwer ist, an eine entsprechende Tablette heranzukommen. In diesem Jahr bin ich Exit beigetreten. Ob ich jemals deren Sterbehilfe-Dienst in Anspruch nehmen werden, weiss ich noch nicht. Aber es ist irgendwie beruhigend für mich, das als zusätzliche Variante zur Verfügung zu haben, wenn ich es denn wirklich möchte. In der Hinsicht ist nur die Frage, ob mein Hausarzt bzw. meine Hausärztin mir das notwendige Attest erteilen würde, welches für den Bezug des zu verabreichenden Medikaments notwendig ist.

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